Create A Space

Create a SPACE! Als Menschen sind wir in der komfortablen Lage, über unsere Reaktionen und unser Verhalten zu reflektieren. Doch wie kommt es überhaupt zu unseren Reaktionen? Welche Trigger lösen welches Verhalten bei uns aus? Warum reagieren wir in welcher Form? Wer hat sich nicht schon einmal so gefühlt, als würde er gerade fremdgesteuert?

 

Auch wenn sich alles in wenigen Sekunden abspielt, vom Trigger bis zur Reaktion, so ist es doch ein Prozess mit verschiedenen Schritten.

 

Es gibt fast immer einen TRIGGER: Egal, was der Trigger ist, der uns reagieren oder unser Verhalten auf die eine oder andere Weise ausfallen lässt, wir können uns trainieren, diesen Trigger zu erkennen. Was kann ein solcher Trigger sein? Jeder Mensch ist ein komplexes Wesen und absolut einzigartig. Daher sind für jeden auch die Trigger, die eine Reaktion auslösen, individuell verschieden: Ein Blick, eine Geste, ein Wortbeitrag, eine Situation, ein Gefühl, eine Wahrnehmung und vieles mehr.

 

Auf diese Trigger reagieren wir. Wir sagen etwas, zeigen eine Reaktion und handeln in einer bestimmten Weise.

 

Unsere REAKTION findet häufig eher unbewusst statt. Wenn wir z.B. ein Störgefühl wahrnehmen, dann verhalten wir uns oft anders als wir es wirklich wollen oder es unser Wunsch ist oder unserer Haltung und unseren Werten entspricht. In unserem Kopf läuft zu oft automatisch eine Geschichte ab und diese erzeugt in uns Stimmungen und Gefühle bis hin zu einem bestimmten Verhalten.

 

 

Hierzu ein Beispiel aus dem Alltag, das viele vielleicht auch selbst schon so ähnlich erlebt haben:

 

Frau Neumann ist eine gut vernetzte und engagierte Marketing-Expertin. Sie arbeitet an einem innovativen Konzept für die Produkteinführung eines Produktes ihrer Firma in einem neuen Marktumfeld. Sie ist noch nicht sehr weit mit der Erarbeitung, hat jedoch schon eine Leitidee, nach der sie das Konzept gestalten will. Dazu tauscht sie sich in der Mittagspause mit einem Kollegen aus. Im Wochenmeeting der Folgewoche stellt sich heraus, dass der Kollege ihre Idee bereits dem Chef berichtet hat noch bevor sie das Konzept fertigstellen konnte. Sie fühlt sich hintergangen, ist traurig und verärgert zugleich über dieses Verhalten. Dann tut sie, was sie meist tut, wenn sie etwas beschäftigt, sie ruft ihren Mann an und will ihm von ihrem Erlebnis berichten.

 

Ihr Mann ist Chefarzt im örtlichen Krankenhaus. Er arbeitet gerade, als seine Frau anruft. Sie erreicht ihn, aber er beendet das Gespräch sofort nach der Begrüßung mit dem Hinweis, dass er dringend zu einem Patienten muss, wo sich eine Komplikation ergeben hat.

Frau Neumann, die sowieso schon verärgert und traurig über das Verhalten ihres Kollegen ist, ist jetzt zusätzlich enttäuscht von ihrem Mann. Alles, was sie in diesem Moment denkt ist: Wie kann er jetzt keine Zeit für mich haben, jetzt, da ich ihn einmal in meinem Leben auch brauche? In ihrem Kopf spielt sich immer mehr eine ganze Geschichte ab und sie steigert sich schließlich so sehr hinein, bis sie für sich denkt, nie hat er Zeit für mich, alles andere und besonders sein Job sind mal wieder wichtiger als ich, heute Abend werde ich auch keine Zeit für ihn haben. Da bin ich dann einfach mal nicht für ihn da. Und in der Firma werde ich es ab sofort auch anders handhaben mit den Kollegen.

 

Frau Neumann ist eine Frau, die gern in Gesellschaft ist. Sie genießt es, Zeit mit ihrem Mann zu verbringen. Sie bringt sich gern ein und teilt ihre Ideen mit anderen. Sich "rar" zu machen, z.B. gegenüber ihrem Mann oder ab sofort allein zu Mittag zu essen und keine Informationen mehr mit Kollegen auszutauschen, entspricht so gar nicht ihrem Wesen und ihren Werten. 

 

Dieses Beispiel zeigt, in welche Richtung die Reaktionen von Frau Neumann sowohl gegenüber ihrem Kollegen als auch ihrem Mann auf Basis ihrer Gefühle und Stimmungen gehen könnten. Es zeigt auch, das diese möglichen Reaktionen überhaupt nicht zu den sonstigen Werten und der Haltung von Frau Neumann passen.

 

Wir alle sehen auf den ersten Blick aus unserer Beobachter- oder Helikopterperspektive, dass Frau Neumann mit diesen möglichen Reaktionen, nur selbst unzufriedener werden würde, ihre Probleme weiter zunehmen könnten, aber ihre Stimmung und ihr Wohlbefinden sich dadurch nicht wieder verbessern würden. Welcher Glaubenssatz könnte hinter diesen unbewussten Reaktionen und Emotionen von Frau Neumann stecken? Vielleicht dieser hier: Egal was ist, der Partner/die Partnerin muss immer an erster Stelle kommen. Und welcher ihrer wichtigen Werte wurde in der Situation verletzt? Z.B. Loyalität? In Situationen, in den wir emotional oder anderweitig überfordert sind, verhalten wir uns paradoxerweise oft genau gegenteilig zu dem, wie und wer wir eigentlich sein wollen. Wir schalten um auf "Automatisierung" und lassen die Gefühle, Gedanken und Geschichten die Oberhand gewinnen, so dass wir möglichst schnell aus der Situation wieder herauskommen. 

 

Wir haben also eine Ahnung von den Triggern, die Frau Neumann zu diesen möglichen Reaktionen führen könnten. Und wir können ebenso auch uns selbst fragen, was veranlasst mich gerade dazu oder hat mich eben dazu veranlasst, mich so oder so zu verhalten? Das heisst, uns selbst zu überprüfen und unsere eigenen Trigger kennenzulernen.

 

Wenn wir die Trigger und unsere Reaktionen studiert und kennengelernt haben , dann versetzen wir uns auch in die Lage, unser Handeln bewusst zu gestalten. Denn wer ist eigentlich für unser Handeln verantwortlich? Sind es unsere Gedanken oder unsere Emotionen? Ist es die Geschichte, die sich in unserem Kopf abspielt? Oder sind wir es nicht selbst, die entscheiden, was wir denken, nach welchen Werten wir handeln und wie wir handeln?

 

Create a SPACE: Ein Space meint hier einen Raum, oder genauer einen Freiraum. Einen Freiraum zwischen Trigger und Reaktion. Einen Freiraum, um zu reflektieren und bewußt zu entscheiden.

 

Im Zusammenhang mit dem Beispiel von Frau Neumann bedeutet dies, dass Frau Neumann die Chance hat, sich zu entscheiden wie sie sich verhalten will: Will sie sich ihren Gefühlen und ihrer Verletzung folgend in einen Strudel aus Reaktionen und Handlungen hineintreiben lassen und ihrem verletzten Loyalitätsgefühl nachgeben? Oder will sie gemäß ihren anderen Werten wie Offenheit (gegenüber ihren Kollegen) und Verbundenheit (mit ihrem Mann) handeln. Zwischen dem Trigger und ihrer Reaktion oder Handlung trifft Frau Neumann also eine Entscheidung. Und um mögliche automatische Reaktionen und Muster zu unterbrechen und bewußt zu entscheiden, wie sie mit dieser Situation und ihren Gefühlen umgehen will, benötigt sie einen Freiraum, einen SPACE, um sich ihre Gedanken, ihre Gefühle und auch die verschiedenen Reaktionsmöglichkeiten und Handlungsalternativen zu vergegenwärtigen. 

 

Sie könnte sich also alternativ dazu entscheiden, ihren Kollegen anzusprechen und ihm ihre Gefühle und Verletztheit mitzuteilen und zu erfragen, mit welcher Absicht oder auf welche Veranlassung hin er die Idee weitergegeben hat. Vielleicht wollte der Kollege ihr den Weg ebnen oder der Chef hat sich nach dem Stand der Entwicklung erkundigt und er hat das Informationsbedürfnis des Chefs befriedigt.

 

Was lehrt uns jetzt dieses Beispiel von Frau Neumann?  Was können wir für uns selbst daraus mitnehmen?

 

Lerne deine Trigger kennen und überprüfe dein Verhalten und deine Reaktionen. Studiere und überprüfe dich selbst. Handelst du so, wie du handeln möchtest oder folgst du einer Geschichte, die sich in deinem Kopf zusammengebraut hat? Versuche dich selbst aus einer Beobachter- oder Helikopterperspektive zu sehen. Wie geht es dir in der Situation, davor und danach? Welche anderen Momente hat es an diesem Tag für dich gegeben, die damit verknüpft waren und welche, die völlig davon losgelöst waren?

 

Create a SPACE: Schaffe dir selbst Freiräume, in denen du allen Werten, Gefühlen und Gedanken die Chance gibst, sich zu zeigen. Ein Freiraum, den du nutzen kannst, um verschiedene Reaktionen und Handlungsweisen abzuwägen, dich selbst aus der Helikopterperspektive zu betrachten und dich bewußt zu entscheiden, wie du reagieren und handeln willst. dabei solltest du ehrlich zu dir selbst sein und allen Gefühlen und Gedanken Raum lassen, auch den schwierigen und unschönen. Alle gehören zu dir und machen einige deiner tausenden von Gedanken und Gefühlen aus, die du täglich denkst und erlebst. Wenn du ehrlich mit dir selbst bist, wirst du auch für diese Situation und diesen Moment die beste Lösung für dich finden.